Mehr Praxen bedingen keinen häufigeren Arztbesuch

Deutsche gehen dreimal so oft zum Arzt wie etwa die Menschen in Schweden, durchschnittlich rund zehnmal pro Jahr. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass dies nichts mit der Anzahl von Medizinern in einem bestimmten Gebiet zu tun hat.

Ein Hauptgrund für das verschiedene Gesundheitsverhalten sind laut einer aktuellen Untersuchung die jeweiligen Einstellungen und der Gesundheitszustand der Patientinnen und Patienten. Für die Studie werteten das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und die Universität Tilburg ambulante Leistungspunkte von mehr als sechs Millionen Krankenversicherten aus.

Nach Umzug dasselbe Verhalten

Dabei untersuchten sie das Verhalten von Menschen, die innerhalb des Untersuchungszeitraums von einer Region in eine andere umzogen. Das zentrale Ergebnis: Im Durchschnitt nehmen Patienten nach einem Umzug ebenso viele ärztliche Leistungen in Anspruch wie vorher, auch wenn sich die ambulanten Versorgungsstrukturen zwischen den Wohnorten unterscheiden.

Frühere Studien zeigen, dass sich die ärztliche Versorgung beispielsweise in den USA und den Niederlanden stärker auf das Patientenverhalten auswirkt als in Deutschland. Das könnte daran liegen, dass die Versorgung hierzulande stärker reguliert und auch in abgelegenen Regionen vergleichsweise gut ist. Zugleich ist das Patientenverhalten kaum beschränkt – dafür sorgen etwa die freie Arztwahl und die geringen Zuzahlungen.

Bei Fachärzten spielt die Versorgung eine größere Rolle als bei Allgemeinmedizinern. Bei ihnen sind die regionalen Unterschiede von ambulanten Behandlungen zu rund 32 Prozent auf die Versorgung zurückzuführen, bei Allgemeinmedizinern nur zu sieben Prozent.

(RWI / STB Web)

Artikel vom 11.02.2020